Tischlein, deck dich!

Tischlein, deck dich!

-8 Stachel der Kritik

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Das erwähnte Lied über Schuld und Vergebung ist nicht »Riptide«, sondern »Prayer in C«, von dem vor allem der Remix von Robin Schulz bekannt ist, aber das Original (von Lilly Wood und The Prick) ist eigentlich noch besser, auch wenn es sehr langsam und gemächlich daherkommt.

PISSE — Schnipo Schranke

Der Abend ist mir nicht gelungen,
So sagen böse Zungen.
Doch mir hat's gefallen,
Ich bin immer noch am Lallen.
Ich hab' zu viel erzählt,
Die falschen Nummern gewählt.
Mich trifft keine Schuld.
Nur keiner hat Geduld.
Doch das Schlimme an der Nacht:
Du hasst mit mir Schluss gemacht!
Find'st mich hübsch, doch voll daneben.
Damit kann ich leben.
Doch Du leider nicht mit mir.
Weil ich Deinen Ruf verlier'.
Du hattest viele Freunde.
Dank mir hast Du jetzt neue
Probleme in Dein'm Leben:
Musst Dich ständig übergeben.
Meine Liebe macht Dich krank.
Das ist also der Dank
Für jahrelange Treue.
Wär's wenigstens 'ne Neue.
Doch Du find'st mich einfach ätzend.
Ich finde Dich verletzend.

Na, nananana, nananana, na nana
Du hast mir gezeigt,
Dass es egal ist, wenn man liebt
Schmeckt der Kopf nach Füße
Und der Genitalbereich nach Pisse.
Die Liebe, die macht blind.
Bitte sag mir, wenn das stimmt,
Warum schmeckt's, wenn ich Dich küsse,
Untenrum nach Pisse?

Du findest mich voll peinlich.
Ich find' Dich etwas kleinlich.
Hab alles für Dich getan,
Wo fang' ich da bloß an?
Hab' meine Fürze angezündet,
'Ne Orgie verkündet
Auf dem "Platz der Republik"
Zu klassischer Musik.
Dein Handy mit den Arschbacken gehalten,
Nur um Dich zu unterhalten.
Dacht Du findest so was komisch,
Seitdem liebst Du mich platonisch.
Ich bin auch nur ein Mädchen,
Wenn auch unrasiert.
Brauche Liebe, brauche Halt
Und Einen, der mich epiliert.
Kein Stößchen mehr, kein Küsschen.
Was ist uns geblieben?
Na, ich lieb Dich nicht ein Bisschen,
Ich lieb' Dich übertrieben.
Du hast mir gezeigt,
Dass es egal ist, wenn man liebt
Schmeckt der Kopf nach Füße
Und der Genitalbereich nach Pisse.
Die Liebe, die macht blind.
Bitte sag mir, wenn das stimmt,
Warum schmeckt's, wenn ich Dich küsse, Untenrum nach Pisse?

Du find'st mich primitiv,
Ich find das relativ.
Dein Glück in meinem Schoß,
Doch Dir ist das Ding zu groß.
Ich will Dich überzeugen
Ein Kind mit mir zu zeugen.
Ich will Dich überreden
Mir Dein Herz zu geben.
Ich kann mich verändern!
Wie hättest Du mich denn gern?
Ich bin schon besser jetzt
Als eben oder morgen.
Und gerade jetzt bin ich noch besser geworden.
Mein primitives Lachen ist doch längst verhallt.
Und über meine Lügen ist doch der Schwamm schon zehnmal drüber.
Und war es doch am Ende, was Dich hat überzeugt,
Weder der Inhalt noch sein Gehalt sondern mein schöner Leib.

Ich bin auch nur ein Mädchen,
Wenn auch unrasiert.
Brauche Liebe, brauche Halt
Und Einen, der mich knallt.
Kein Stößchen mehr, kein Küsschen.
Was ist uns geblieben?
Na, ich lieb Dich nicht ein Bisschen,
Ich lieb' Dich übertrieben.
Du hast mir gezeigt,
Dass es egal ist, wenn man liebt
Schmeckt der Kopf nach Füße
Und der Genitalbereich nach Pisse.
Die Liebe, die macht blind.
Bitte sag mir, wenn das stimmt,
Warum schmeckt's, wenn ich Dich küsse,
Untenrum nach Pisse?

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INTERVIEW

MEIN GOTT Wie versemmeln Sie Ihre Talente — MG denkt doch sicher über Sie: warum spackt der so rum, verschwendet seine Kraft auf diese dummen, albernen Spielereien im Podcast? Immer schnell einen neuen witzigen Einfall verarbeiten, einen neuen Text schreiben… statt sich diszipliniert zum Schriftsteller heranzubilden. Eieiei, Herr Rohrbiss, so sind Sie aber kein ernstzunehmender Kommunist, dafür müsste man nämlich hart und unerbittlich arbeiten.

Sie hätten doch alle Chancen der Welt — hätten sie sich nur mal ausgiebiger hingesetzt, dann hätten Sie schon heute ihren ersten Roman beisammen. Fertig von vorne bis hinten, reif zur Publikation. Oder ihre erste philosophische Schrift, oder ein politisches Pamphlet. Aber nein. Sie vergeuden Ihre Jugend, Ihnen geht es am Arsch vorbei, wenn die Welt brennt, Kriege toben - und Sie wissen doch, dass Sie eingreifen könnten! Mit Ihrer marxistischen Agitation könnten Sie alle Schalthebel in Bewegung setzen.

Wenn man nur mal richtig viel Zeit investieren würde. Alles reinstecken, alles an Energie, Kraft, Konzentration, was man hat. Alles richtig reinschieben - genau das schaffen Sie ja nie, Herr Rohrbiss! Sie podcasten mal, dann machen Sie wieder Videos und am dritten Tag schreiben Sie. Und auch Ihre Schreibversuche sind ja so verteilt und verschlungen. Wenn Sie doch wenigstens mal in einer festen Sprache bleiben würden. Aber Sie bewegen sich hin und her zwischen Deutsch, Englisch und Spanisch, als wären Sie auf der Flucht.

— Ich bin ja auch auf der Flucht! Herrgott, vor Marlon Grohn, Stefan Schulz und all diesen Leuten, die meinen Podcast hören und ihn still beurteilen. Ja, so ist es doch! Ich weiß ja doch genau, was ihr denkt! Ihr verachtet mich im Stillen, ihr denkt, meine Güte, was für ein Talent dieser Junge hat, der könnte ja wirklich was aus sich machen… aber stattdessen verausgabt er seine Energien unproduktiv beim Podcasten, bei diesen irrationalen Liebeskriegen gegen Sommer und Winter, am liebsten würde er noch gegen die Jahreszeiten und die Naturgesetze kämpfen… er ist ein Jungspund, ja, aber lässt sich damit diese Art wahnsinniger Produktionseifer rechtfertigen? Ja, er produziert viel, aber ist es auch das Richtige? Wohl kaum. Er sollte sich mal einen Text hernehmen, egal welchen, und den dann perfektionieren, sodass er halt reif ist, beendet, das wäre doch auch für ihn selbst heilsam und nützlich, mal irgendein Thema abzuschließen, aber er fängt ja immer nur neue an, stürzt sich in alle möglichen Gefechte, kennt keine Grenzen, kein Thema, das er nicht beackert, aber irgendwann auch wieder fallen lässt.

Ja! Ich weiß es! So blicken Stefan und Marlon auf mich - und diese beiden Produktionsvorbilder rammen damit ihren Stachel der Kritik und Bewertung in mich, auch ohne dass sie mir das explizit mitteilen. Und das tut so weh. Was ihr Beiden mir antut… das ist sehr schlimm. Und überhaupt. Eure gewalttätigen Blicke und eure Interpretationen und Hörrezeptionen, die sind es ja erst, was mich zu all dem verrückten Wahnsinn überhaupt erst anstachelt! Ja, so war es letzten Oktober: ich übernachtete bei Manita/Sommer am letzten Tag vor ihrem Heimaturlaub. Und da dachte ich: oh weh, was denkt wohl Marlon oder Stefan von mir? Dieser arme Simon, ist ja nicht mal in der Lage, eine richtige Beziehung zu führen. Oh je, seine Freundin wird er bald auch wieder verlieren. Denn er kifft ja - und dieses Laster ist ihm scheinbar wichtiger als die Liebe, schließlich hat er im Podcast ja zugegeben, es nicht sofort sein gelassen zu haben, nachdem der Liebespfeil ihn traf. Und das wäre ja wohl das Mindeste gewesen. Also wenn einen so was Erhabenes wie die Liebe trifft, so was Seltenes, wonach sich die meisten Menschen nur ihr ganzes Leben lang sehnen, ohne es je zu finden… dann sollte man wohl meinen, er mache wenigstens mal diesen Kompromiss und höre auf mit seinem ohnehin gesundheitsschädliches Laster.
Aber das ist ja nicht das Einzige: Lassen wir das Kiffen mal beiseite. Viele werden ja verschroben und eigensinnig, sind sie erstmal süchtig. Ja, man kennt sie ja, diese Kiffer, die mit 50 noch daheim bei Mami sitzen, keine Freunde haben, keine sozialen Kontakte und nur den ganzen Abend lang nach der Arbeit kiffen und Videospiele spielen. Diese ekelhafte Klasse der Rauchwarensüchtigen.
Schön und gut, der Rohrbiss ist da halt auf die falsche Bahn geraten. Aber selbst wenn er das Rauchen mal endlich ließe, selbst dann ist er ja nicht ganz knusper! Weil er immer von dieser Polyamorie redet… und jetzt, nach so langen Jahren, in denen er eine Freundin suchte, da will er sich nicht mal fest an sein peruanisches Gänseblümchen binden sondern spinnt im Podcast weiter munter rum, fabuliert von verschiedenen Frauen und ihren jeweiligen erotischen Vorzügen und dass die Polyamorie doch wohl das Normalste der Welt sei - also das ist ja wohl der endgültige Beweis: der Rohrbiss ist nicht ganz dicht, ist abgedreht, abgespaced… vielleicht hat er einfach zu viel geraucht, hat sich die Birne weggekifft, wer weiß. Jedenfalls stellt uns als Rezipienten das vor ein Problem: einerseits sind seine Produkte ja ganz unterhaltsam, ganz witzig, zugegeben, keine Frage. Wir hörten ja immer gern zu und schauen neuerdings auch seine Videos - aber ein zwiespältiges Gefühl bleibt dabei doch: wir laben uns da an den Ergüssen eines Menschen, der tiefgreifende Probleme hat, der in seiner Persönlichkeitsentwicklung offensichtlich sehr weit abgekommen ist vom rechten Pfad der psychischen Gesundheit und Stabilität.
Darf man da noch Spaß empfinden, wenn man dem Treiben dieses Irren zuschaut? Oder muss man als verantwortungsbewusster Rezipient da nicht eher psychologische Betreuung für ihn organisieren - oder gar die Staatsanwaltschaft auf den Plan rufen?
Denn das ist ja wirklich nicht mehr rechtens, zum Einen, wie er das Grundgesetz, unsere bundesrepublikanischen Grundwerte mit Füßen tritt und in den Schmutz zieht - aus jugendlich-irrationalem Rebellionsdrang… zum anderen, wie er da seine ausgewählten Liebesobjekte bedrängt und aus seiner Sicht wohl galant zu verführen versucht. Also… da fühlt man sich schon ein wenig beklemmt. Ja, es ist gute Unterhaltung, was er liefert. Aber was, wenn später die große Explosion kommt, er endlich ausrastet, was ja nur eine Frage der Zeit zu sein scheint… was könnte man ihm alles zutrauen… besser nicht dran denken. Und dann wird man uns fragen: und ihr habt all das angehört und nichts gemacht, habt nicht Polizei und Geheimdienste verständigt, dass hier ein tiefgreifend gestörter, psychisch labiler Mensch die ganze Zeit gegen die demokratisch-freiheitliche Grundordnung hetzt und…

Ja, ich weiß, dass ihr das denkt, selbst Marlon, der mir das mit der Revolution erst beibrachte. Aber er hält mich sicherlich für feige: dafür, dass ich meinen Podcast nicht popularisiere und unters Volk mische. Ja, wenn du das nur zu deiner eigenen Belustigung machst, warum behältst dus dann nicht gleich ganz für dich? Hä? Du Idiot. Die Leute da draußen wären doch froh über ein bisschen Unterhaltung, politische Aufklärung und Agitation. Viele Marxisten würden sich freuen und neue ließen sich gewinnen… aber so? Du versteckst dich, Junge, du bist zu feige, rennst weg vor der Revolution. Du könntest deinen Podcast ja bewerben und dich in anderen reichweitenstärkeren Podcasts vorstellen, sodass du bald durch die Podcastlandschaft gereicht wirst wie ein bunter Hund. Und ja, die persönliche Schüchternheit müsste man halt auch mal hintanstellen, wäre man ein waschechter Revolutionär. Aber das bist du nicht.

— Also Herr Rohrbiss, ich als Ihr Psychoanalytiker bin überrascht über das Maß an Selbstreflexion und Verständnis, das Sie mitbringen. Es fehlt Ihnen gar nicht an Klarsicht für Ihre Situation - aber an entschlossenem Willen und Handeln, um sie zu verändern!

— Warum muss sich immer alles ändern? Ich klebe fest am Alten, bin träge. Zum Beispiel: ich bleibe hier in Deutschland, obwohl ich schon lange mal im Ausland leben wollte, irgendwo in Brasilien, Argentinien oder auch in den USA, in Mexiko oder halt irgendwo in Asien oder Afrika, ach mir egal, Hauptsache weg… aber wenn dann die Stunde der Wahrheit kommt, etwa jetzt, wo ich gezwungen bin, mir einen neuen Job zu suchen, dann kneife ich doch und denke, dass mir selbst die Schweiz oder Spanien zu weit weg wäre und selbst Berlin oder das Rheinland eine zu große Veränderung darstellte; ich suche also weiter nur hier im Umkreis, im Schwabenländle, nach Berufsmöglichkeiten als Informatiker. Und es wäre ja echt nicht schwer, einen Job in der Schweiz zu finden, als Softwaremensch ist man begehrt, unheimlich gefragt, wird vom Arbeitsmarkt abgegriffen wie heiße Semmeln. Die Unternehmen balgen sich um einen. Und die Schweiz hat viele Vorteile: größeres Salär, bessere öffentliche Infrastruktur, pünktliche Züge, zudem lebt schon mein Bruder hier und lud mich ein, in seiner WG zu leben… und obendrauf habe ich auch noch eine Liebesmöglichkeit, eine Kastanie im Feuer hier, seitdem ich in einem Urlaub mal mit einer sehr höflichen und gebildeten jungen Frau in einer Datingapp matchte und mich einmal mit ihr am schönen Vierwaldstättersee traf. Also alles wäre bereitet, ich habe sogar schon Nachrichten von Recruitern bekommen, die mich für Jobs in der Schweiz gewinnen wollte. Aber ich? Reagiere einfach nicht darauf. Am einfachsten wird es doch sein, in Deutschland zu bleiben, denke ich mir so und antworte dem armen Recruiter einfach gar nicht - habe schon genug Anfragen aus Deutschland.
All das führe ich aus, um klar zu machen, wie träge, verkommen, vertrieft ich bin.

Natürlich soll sich viel ändern, auf der Staats- und Wirtschaftsebene. Die Revolution, ja, für die trete ich ein. Sozialismus soll im Politischen eingeführt werden. Hier braucht es gigantische Veränderungen, sowohl im Staatswesen, öffentlichen Leben, als auch in der Bildung, Erziehung und Ideologie, die den Volksmassen beigebracht wird. Aber das hat nichts mit dem persönlichen Leben zu tun. Hier bin ich einfach ich und ich bin träge.

— Herr Rohrbiss, Sie sagten ja vorhin so etwas wie, dass es Marlon Grohn und Stefan Schulz gewesen seien, die ihre wilden Podcastausbrüche und sonstigen irrlichternden diskursorischen Betätigungen erst ausgelöst hätten. Könnten Sie das kurz erläutern? Inwiefern wurden Sie von diesen beiden »Vorbildern«, wie Sie sie nennen, zum weiteren Vorantreiben Ihres künstlerischen Schaffens motiviert?

— Das ist einfach zu erklären; wie schon ausgeführt, mache ich mir ein recht klares Bild darüber, was Stefan und Marlon über mich und mein künstlerisch-mediales Schaffen und Werk denken. Sie sind verunsichert, bis in die Knochen hilflos, fragen sich, welche Schuld sie Beide trifft an meiner Absonderung vom rechten Weg des bürgerlichen, gesunden, maßhaltenden Lebens. Schließlich haben Sie durch Ihre Podcasts und Bücher ja selbst erst die Vorlagen geliefert, anhand derer ich mich radikalisierte und politisierte. Also, und um ihnen jetzt eins reinzudrücken, schwor ich mir, noch radikaler, rücksichts- und kompromissloser zu werden in meinem Schaffen. Denn diese beiden Feiglinge, ja, wie die Zauberlehrlinge stehen sie jetzt da vor meinen Podcasts und fragen sich, wie sie die Geister wieder einfangen, die sie erst riefen. Aber nichts da. Ich komme nicht mehr zurück auf den Weg der Rationalität, von Maß und Mitte. Ich glühe weiter, verglühe in der Feuersbrunst meiner geistigen Aktivität, die wohl meist nur ein fiebriges, hektisches Flimmern und Sirren von Gedankenfetzen ist. Aber das ist nicht mein Problem. Ich werde mich nicht bilden, um endlich normal zu werden und mich in dieses ekelhafte Prokrustesbett der kapitalistischen Publikationstätigkeit zu legen, in dem ja auch diese Beiden sich schlafen legten. Früher waren sie vielleicht noch revolutionär. Aber diese Beiden… sind eindeutig runtergekommen, sind sehr weit abgestiegen von ihrer einst formidablen Gedankenmacht. Vor fünf Jahren waren sie vielleicht auf der Spitze ihrer künstlerisch-politischen Expressivität und ihres Geistreichtums.
Aber heute? Sie sind gezähmt, zu zahnlosen Haustieren heruntergezüchtet. Und all das nur, damit sie im Schoß der kapitalistischen Massenmedien ihr Brot verdienen können. Warum machen sie es nicht wie ich und betreiben die Publikation nur als Hobby nebenbei, dann halt etwas unseriöser und informeller?
Jedenfalls wurde mir dann letzten Herbst klar, als Manita kurz vor dem Abflug stand: ich muss noch einen drauf setzen, noch mehrere Eskalationsstufen weiterdrehen an der Spirale meiner Podcastlust. Die politischen Angriffe gegen Stefan und Wolfgang und ihren armseligen Podcast reichten noch lange nicht aus.
Das ist Kinderkram. Jetzt würde es richtig losgehen, schwor ich mir: ich würde mein Leben in ein Theaterstück, ein Kunstwerk, ein real life abstract art piece verwandeln. Und keiner könnte mich stoppen. Politik ist ein Kinderspiel, aber das persönliche Leben, den richtigen Umgang mit der Liebe finden, den richtigen Weg in diesem unheimlichen Sumpf und Dickicht des Herzens… das ist das große, das Meisterwerk, zu dem nur die Vollendeten, die Besten der Besten, die geistige Elite der Menschheit über alle Jahrhunderte hinweg berufen sind. Und das habe ich geschafft. Das wird mir keiner mehr wegnehmen. Mit diesen Folgen, Tischlein deck dich und Table set yourself, bis Nummer 196 respektive 16 bzw. -2, naja, Nummern sind ja auch egal, aber jedenfalls habe ich abgeliefert, habe das Rezept zur Liebe hinterlassen und auch alle Fallstricke aufgezeigt. Jeder Hörer hat jetzt dieses einwandfreie Liebesrezept in Händen und kann frei entscheiden, es zu verwenden, sollte er oder sie so verwegen und draufgängerisch sein, tatsächlich die Liebe zu suchen. So, und jetzt steht ihr da, ihr Beiden. Ihr dummen, pedantischen elterlichen Instanzen, die mir immer einreden wolltet, es zieme sich nicht, zu viel Privates in der Öffentlichkeit über meinen Podcastkanal mitzuteilen. Man müsse doch noch eine Privatssphäre behalten und solle sich dort beim öffentlichen Sprechen mal aufs Objektive, Gesellschaftliche konzentrieren. Was für ein Schmarrn! Ich habe eure ängstliche Bescheidenheit und Selbstbeschneidung widerlegt, ich bin es, ich bin der Herrscher im Podcastuniversum, ich habe das Siegel, den unverbrüchlichen Stempel, habe mir die Sicherheit erarbeitet, dass kein Podcaster kommen wird und das Werk einreißen wird, das ich geschaffen habe, niemand kann mich überflügeln.

— Herr Rohrbiss, eine abschließende Frage: sehen Sie sich auf dem Weg der Besserung; haben Sie denn konkrete Beschlüsse gefasst, was Sie in ihrem Leben ändern möchten? — Ja, ich werde noch verbissener und unerbittlicher arbeiten. Meine beiden Feinde bzw. Ziele dabei: Marlon und Stefan. Ich glaube einfach, die Beiden sind perfekte Zielscheiben. Denn sie können meine Angriffe aushalten, sind als Persönlichkeiten stark und widerstandsfähig, anders vielleicht als Sommer und Winter, die armen, die ja das zusätzliche Handicap haben, Frauen zu sein. Ich wünschte, dies wäre kein Handicap, aber nach meinen Erfahrungen ist es so, ich würde es ja auch gern ändern, aber dazu muss man erstmal die Realität konstatieren. Jedenfalls kann ich Marlon und Stefan abschließend sagen: vielleicht würde ich mir sogar überlegen, auf die Straße der Rationalität zurückzuehren, etwas gemäßigter und vernünftiger zu werden. Aber nur, wenn ihr mir ins Gesicht zugestehen würdet: ja, du bist das größte Talent, das uns je unter die Augen gekommen ist. Zwar weiß man noch nicht, worin eigentlich dein Talent liegt, im Schreiben, Podcasten, Schauspielern. Naja, aber jedenfalls ist dein Material so neu, so witzig, unübertrefflich, dass wir stolz sind, uns deine geistigen Väter zu nennen. So und sobald sie mir dieses Zugeständnis machen und ihre genetische Gedanken-Elternschaft anerkennen, würde ich auch über Zugeständnisse nachdenken, worin auch immer diese bestehen könnten. Denn ich bin mir keiner Schuld bewusst, weder gegenüber Ihnen, Sie dreister neunmalkluger Psychiater, noch gegenüber sonstwem, am wenigsten gegenüber mir selbst. Ich lebe - und verglühe. Ich atme die Substanz ein, die ich ausdünste, wandle das Feuer um, das meinen Nüstern entströmt und entzünde daran meine Flamme neu.

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So, und jetzt will ich erstmal einen Joint rauchen. Ihr alle könnt mich mal kreuzweise am Arsch lecken.


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Über diesen Podcast

Liebe Hörer*innen,
warum braucht es noch einen Podcast?
Vor allem wollte ich dem ersten Artikel der amerikanischen Verfassung gerecht werden, wie er von Adam Curry formuliert wurde: You shall not make bad TV.
Es sollte unser erster Anspruch sein, mal ein besseres, unterhaltsameres Medienangebot bereitzustellen, denn was sonst so in den Massenmedien stattfindet, ist für mich nicht akzeptabel und schädigt mich immer weiter, indem es meine innere revolutionäre Kraft hemmt und uns einhämmern will, es gäbe keine Alternative zum Gegebenen, Revolution sei verboten…

Friedrich Nietzsche brachte wohl das zwiespältige Gefühl, meine Gedanken mit mehr Menschen teilen zu wollen, im Nachtlied des Zarathustra am besten auf den Punkt: 
„Nacht ist es: nun reden lauter alle springenden Brunnen.
Nacht ist es: nun erst erwachen alle Lieder der Liebenden. Und auch meine Seele ist das Lied eines Liebenden.
Ein Ungestilltes, Unstillbares ist in mir, das laut werden will. Eine Begierde nach Liebe ist in mir, die redet selber die Sprache der Liebe.
Licht bin ich: Ach dass ich Nacht wäre! Aber dies ist meine Einsamkeit, dass ich von Licht umgürtet bin.
Ich lebe in meinem eignen Lichte, ich trinke die Flammen in mich zurück, die aus mir brechen. 
Ich kenne das Glück des Nehmenden nicht und oft träumte mir davon, dass Stehlen noch seliger sein müsse als Nehmen.
Das ist meine Armut, dass meine Hand niemals ausruht vom Schenken; das ist mein Neid, dass ich wartende Augen sehe und die erhellten Nächte der Sehnsucht.
Wer immer austeilt, dessen Gefahr ist, dass er die Scham verliere; wer immer austeilt, dessen Hand und Herz hat Schwielen vor lauter Austeilen.
Viel Sonnen kreisen im öden Raum: zu allem, was dunkel ist, reden sie mit ihrem Lichte — mir schweigen sie.
Unbillig gegen Leuchtendes im tiefsten Herzen, kalt gegen Sonnen — so wandelt jede Sonne.
Einem Sturme gleich wandeln die Sonnen in ihren Bahnen. Ihrem unerbittlichen Willen folgen sie, das ist ihre Kälte.
O ihr erst seid es, ihr Dunklen, ihr Nächtigen, die ihr Wärme schafft aus Leuchtendem! O ihr erst trinkst euch Milch und Labsal aus des Lichtes Eutern!
Nacht ist es: ach, dass ich Licht sein muss! Und Durst nach Nachtigern! Und Einsamkeit!
Nacht ist es: nun bricht wie ein Born aus mir mein Verlangen — nach Rede verlangt mich.“

Ja mein Podcast ist eine Quelle der Lebenskraft für mich selbst und vielleicht jetzt auch für euch. Aber ich möchte betonen, dass es selbstverständlich sein sollte, was ich mache und mein Trieb zum Podcasten speist sich einfach aus dem Drang, nicht der Herde zu folgen, eigene Wege zu gehen durchs eisige Gebirge des Denkens.
Das ist meine Kälte, dass die anderen Sonnen in der Medienlandschaft für mich nicht leuchten und nur schales, langweiliges Flackern von ihnen ausgeht, sodass ich selbst produktiv werden musste, allein schon um selbst auch wieder bessere Podcasts genießen zu können als das was die Podcastlandschaft sonst so bietet.

Erwartet bitte keine Wunder von meinem Podcastwerk, es ist eben keine Milch, kein Labsal, sondern wird es erst wenn ihr es in euren Ohren dazu macht. Das heißt, wenn ihr meine Podcasts zu sehr vergöttlicht, dann tut ihr ihnen unrecht und überseht meine eigentliche Botschaft, dass nämlich gerade die Dunkelheit und das Unklare erforscht werden sollten und immer wieder unsere Neugier anstacheln, nicht das bekannte, wohlige Glück.
Der gesunde Menschenverstand ist eine Geisteskrankheit; ich widme mich lieber meinen eigenen, esoterischen Verrücktheiten, als in die Jauchegrube Twitter hinabzusteigen und dort bei den "Vernünftigen" mit zu diskutieren. Dasselbe erwarte ich von euch.

Um nicht wie Nietzsche zu enden, ist es jetzt wirklich höchste Zeit, meine Mitwelt in meine Gedankenausflüge einzubeziehen, der Mensch als soziales Tier braucht immer die Bestätigung und Anerkennung von anderen. Kommentiert gern auf der Podigeeseite und seid nicht zu zimperlich bei eurer Kritik.

von und mit Simon

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