Tischlein, deck dich!

Tischlein, deck dich!

#70 Mutvoll

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Hallo liebe Hörerschaft, diese Folge ist ganz gut. Sie fügt sich prächtig in die herausragenden Wege und Abwege, die ich in den letzten Folgen genommen habe. Viel mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Ich bin hilflos anhand der Sprechlust, die mich schon wieder überkommen hat. Überzeugt euch doch selbst.

Hier der Adenauer-Witz:

Es treffen sich die persische Kaiserin, die englische Königin und Adenauer. Alle drei wollen etwas bieten. Die Kaiserin zeigt ihr Schamhaar und macht Reklame für feinste persische Wolle. Die englische Königin entblößt ihre Brüste und kommentiert: "Das sind echte englische Pfunde." Da muss sich Adenauer halt auch etwas einfallen lassen. Er lässt seine Hosen runter, zeigt sein mageres Hinterteil und erklärt: "Das ist das Symbol des geteilten Deutschlands! Und das, was da runterhängt, ist der Schlagbaum, der nie wieder hochgeht."

Der Spruch von Wittgenstein:

Ein Mann wird in einem Raum eingesperrt bleiben, mit einer Tür, welche unverschlossen ist, sich jedoch nach innen öffnet; solange er nicht auf die Idee kommt zu ziehen anstatt zu drücken.

Kurz noch ein paar Worte zu dem Putin-Zitat: Was mir missfiel, war dass sich aus meinen Worten die Interpretation ergeben kann, ich würde den Krieg Russlands voll unterstützen. Das ist nicht der Fall und ich denke, dass meine relativierenden Worte aus #65 richtig waren, dass nämlich der russische Einmarsch in die Ukraine sicher nicht die beste Option war und einem Verzweiflungsakt gleicht. Nichtsdestotrotz kann ich die Sinnhaftigkeit und Rechtfertigbarkeit eines solchen militärischen Einsatzes immer noch nicht abschließend beurteilen und sehe dazu auch keine Notwendigkeit. Jeder Mensch kann doch nur das Land und die Kultur ganz verstehen, in der er selbst sozialisiert wurde und lebt. So also möchte ich einfach weiterhin den westlichen Imperialismus schonungslos offenlegen, da mir dessen Funktionsweise und die perfide Indoktrination und Gleichschaltung der Bevölkerung hierzulande im Wirtschaftskrieg gegen Russland zu klar vor Augen liegen, als dass ich über diese verachtens- und hassenswerten politisch-medialen Zusammenhänge schweigen könnte. Dass nun mit bestem westlichen Gewissen und im Einklang mit unseren "Werten" (man muss das stets mit Tauschwerte übersetzen, nur dann erhält der hypermoralische Diskurs seinen wahren Sinn) russische Medien wie RT zensiert werden und russische Opernsänger gefeuert, wenn sie sich nicht gegen ihren Präsidenten äußern, zeigt für mich, wie bankrott und bemitleidenswert dieser Werte-Westen ist.

Hier kann man sich nur noch angeekelt abwenden. Ob es in Russland oder China eine bessere Politik gibt, kann ich nicht beurteilen, aber als luzider Mensch kann man nur darauf hoffen, denn aus Europa ist sicherlich keinerlei fortschrittliche, friedensstiftende Politik zu erwarten und man sollte alle Kraft aufwenden, die hiesigen Machtstrukturen, imperialistischen Konzerne und Journalisten zu desavouieren, zu verachten und ihre Glaubwürdigkeit und Selbstgewissheit infrage zu stellen.

Der Teil, der mir an Putins Zitat besonders gefiel, war jener: "Viele Völker, auch in Europa, sind es gewohnt, gebückt zu leben und ihrem Lehnsherrn alles von den Lippen abzulesen."

Das scheint mir für Länder wie Griechenland oder Italien leider eine valide Beschreibung ihres Opferdaseins, in das sie die imperialistische, durch Deutschland orchestrierte Finanzpolitik der EU geführt hat. Extrem traurig ist es, wahrzunehmen, wie die Menschen in diesen südlichen EU-Ländern schon die Schuld für die wirtschaftliche Misere bei sich selbst zu suchen beginnen und dem nördlichen Narrativ auf den Leim gehen, wonach es einfach auf Disziplin, Fleiß und Sparsamkeit ankomme, um sich im Wettbewerb der Nationen durchzusetzen. Der Norden will also ein Exempel statuieren, da er sich seiner selbst ungewiss geworden ist, den Aufstieg von Mächten wie China fürchtet und in diesem zittrigen Gefühl keinen anderen Rettungsring mehr findet, als sich auf die dumpfesten liberalen Wirtschaftsregeln zu berufen und den hinterhältigsten nationalen Chauvinismus wiederzubeleben, wodurch die Bevölkerungen in Europa gegeneinander aufgehetzt und ausgespielt werden.

Da sich die Linke in Europa seit geraumer Zeit auf dem Rückzug befindet, ist sie in dieser Situation nicht mehr in der Lage, geeint aufzutreten und den vom EU-Imperialismus gebeutelten Ländern intellektuell-moralische Unterstützung zukommen zu lassen, sondern hält an dem Diktum fest, der Euro sei eine alternativlose Garantie des Friedens und Wohlstands, hinter die man nie mehr zurückgehen dürfe. So greifen diese geistig halbstarken Linken dem Imperialismus unter die Arme (letztlich aus Respekt und Bewunderung für die phallische Präsenz und Macht des angloamerikanisch dominierten Kapitalismus). In Griechenland traut man sich in der Folge nicht mal mehr, auch nur an einen Euro-Austritt zu denken. Sicherlich gibt es auch dort einen Deep State, der etwa verhinderte, dass die Tsipras-Regierung 2015 ihren Drohungen, sich politisch Russland anzunähern, Taten folgen ließ. Die Verstrickungen der Geheimdienste und Militärs mit dem amerikanischen Imperium sind in den meisten EU-Ländern wohl zu stark, als dass sich dagegen selbst eine demokratisch legitimierte Regierung durchsetzen könnte. Wirtschaftlich hätte es aber sicherlich Sinn gemacht für Griechenland, sich von der EU abzuwenden und zumindest den Austritt aus dem Euro zu wagen, eventuell mit Unterstützung Russlands, welches eine Bindung der griechischen Drachme an den Rubel hätte organisieren können.

Das alles ist natürlich hypothetisch, ich wollte nur skizzieren, was möglich wäre, wenn man sich von gewissen despotischen Lehnsherren zu befreien wagte. Aber damit das nicht geschieht, investieren die USA ja seit Jahrzehnten in faschistische Milizen, die sie weltweit aufpäppeln und gegen unliebsame Regierungen - also vor allem kommunistisch oder sozialistisch orientierte - in Stellung bringen. So ja auch in Griechenland nach dem 2. Weltkrieg geschehen, was zum Bürgerkrieg und faschistischer Militärdiktatur führte. Wir sehen also, wie tief der Imperialismus seine Wurzeln gräbt, wenn man ihm auch nur einen Zentimeter nachgibt. Er ist auf allen Ebenen gut ausgestattet, militärisch, ökonomisch, propagandistisch.

Man muss sich heute in aller Ehrlichkeit fragen, ob man einer solchen Macht, wie es der "Westen", verkörpert in der Nato, darstellt, noch weiter dienen kann und gehorsam gegenüber ihren Zielen und politischen Dispositiven verhalten kann. Aus meiner Sicht liefert die Historie des letzten und dieses Jahrhunderts genügend Beweismaterial, um die vollständige Korrumpiertheit, Rücksichtslosigkeit, Grausamkeit und Bösartigkeit dieser politischen Einheit des Westens zu konstatieren und sich gegen sie in den Kampf zu stellen.

Zuletzt mein Gedicht:

Hier ist kein Warum Bedaure nicht den Schmerz, Den die Abweichung von den Idealen verursacht Wir sind alle nur so hier Und keiner von uns ist schuldig

Wir wollen uns dem aberglauben stellen, An die Liebe zu glauben wider besseres wissen Nimm deine Geliebte, binde ihr einen Kranz um Und wiege dich mit ihr im Glück

Es gubt nichts zu sagen, zu tun So wie Schmerrz kommt auch Freude umsonst Ihre scheuen Augen bleiben stumm und angespannt Deine Augen funkeln vor Ahnung der Vergänglichkeit, Vor Verachtung der Angst vor Vergänglichkeit, Die einsetzende Reflexion, die das Gescchene bewertet

Ich- ich wollte Autor sein und.- Vergiss nicht, dass du auch so lebst

Es fiel mir nie schwer, meine Arbeit als kapitalistischer Löhner zu exekutieren Aber in dem Moment, in dem es unerlässlich wird, Sich zu ihr an ihren Schreibtisch hinüber zu begeben- An einen Schreibtisch, der seit 30 Jahren dort steht Und uns alle überdauern wird, die wir auf ihm nur die Vergöngliche Reproduktionsarbeit für den Kapitalismus verrichten- In diesem Moment fühle ich mich zerrieben Zwischen dem treuen Bediensteten und dem unnachgiebigen Liebhaber

Wie kann ich mit dir reden, wenn reden nur verschweigen bedeutet? Ich würde liebr mit dir schweigen Doch nein, etwas- das zeitgenössisch Weibliche- zieht uns hinan Und wir müssen sprechen, wir müssen ja leben und tanzen Und zum Ausdruck bringen, wie wir unser Dasein feiern

Durch den Akt der fachlichen Kommunikation Entsteht eine neue emergente Ressource der Lust: Unerfasst von stackoverflow Unerklärbar aus C#-Syntax, aber doch darauf gegründet Durch dieses Problem mit der verdammten Navigationsleiste Kommen wir uns nah, näher als es das zwanghaft Formlose Der alltäglichen Kommunikation erlaubt

Wir schweben- nicht in der cloud, sondern im Erfrischenden Strom des Unausgesprochenen Des Auf-der-Hand-Liegenden

Die feige Besessenheit des Angestellten erfasst mich Und gemahnt, sich auf den Code zu fokussieren Mein Über-Ich mächte nicht so viel leiden, auch wenn es so gut tut, Nur neben ihr sitzend ihre tastenden Bewegungen zu verfolgen Und sich zurückzunehmen, um sie nicht zu verunsichern Und Zeit zu haben und Genuss an dieser Interaktion Und sich zu quälen mit dem feigen sozialistischen Gedanken An die Realisierungsmöglichkeit der Liebe Die alles bestimmten im Zeitalter des Individuums Aber nicht mehr lange, nicht lange, bevor ich

Durchbreche zu dir, Geliebte Wenn die Mauern meiner besessenen Seklbstverachtung brechen Weil die Mauern deiner hilflosen Bedecktheit schmelzen Und mit Notwendigkeit schmelzen, darauf sind wir angelegt

Hier ist keine Selbstachtung mehr, keine Realität Nur ein Festhalten an der unsagbar tiefen Illusion der Erfüllung In ihren Augen


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Über diesen Podcast

Liebe Hörer*innen,
warum braucht es noch einen Podcast?
Vor allem wollte ich dem ersten Artikel der amerikanischen Verfassung gerecht werden, wie er von Adam Curry formuliert wurde: You shall not make bad TV.
Es sollte unser erster Anspruch sein, mal ein besseres, unterhaltsameres Medienangebot bereitzustellen, denn was sonst so in den Massenmedien stattfindet, ist für mich nicht akzeptabel und schädigt mich immer weiter, indem es meine innere revolutionäre Kraft hemmt und uns einhämmern will, es gäbe keine Alternative zum Gegebenen, Revolution sei verboten…

Friedrich Nietzsche brachte wohl das zwiespältige Gefühl, meine Gedanken mit mehr Menschen teilen zu wollen, im Nachtlied des Zarathustra am besten auf den Punkt: 
„Nacht ist es: nun reden lauter alle springenden Brunnen.
Nacht ist es: nun erst erwachen alle Lieder der Liebenden. Und auch meine Seele ist das Lied eines Liebenden.
Ein Ungestilltes, Unstillbares ist in mir, das laut werden will. Eine Begierde nach Liebe ist in mir, die redet selber die Sprache der Liebe.
Licht bin ich: Ach dass ich Nacht wäre! Aber dies ist meine Einsamkeit, dass ich von Licht umgürtet bin.
Ich lebe in meinem eignen Lichte, ich trinke die Flammen in mich zurück, die aus mir brechen. 
Ich kenne das Glück des Nehmenden nicht und oft träumte mir davon, dass Stehlen noch seliger sein müsse als Nehmen.
Das ist meine Armut, dass meine Hand niemals ausruht vom Schenken; das ist mein Neid, dass ich wartende Augen sehe und die erhellten Nächte der Sehnsucht.
Wer immer austeilt, dessen Gefahr ist, dass er die Scham verliere; wer immer austeilt, dessen Hand und Herz hat Schwielen vor lauter Austeilen.
Viel Sonnen kreisen im öden Raum: zu allem, was dunkel ist, reden sie mit ihrem Lichte — mir schweigen sie.
Unbillig gegen Leuchtendes im tiefsten Herzen, kalt gegen Sonnen — so wandelt jede Sonne.
Einem Sturme gleich wandeln die Sonnen in ihren Bahnen. Ihrem unerbittlichen Willen folgen sie, das ist ihre Kälte.
O ihr erst seid es, ihr Dunklen, ihr Nächtigen, die ihr Wärme schafft aus Leuchtendem! O ihr erst trinkst euch Milch und Labsal aus des Lichtes Eutern!
Nacht ist es: ach, dass ich Licht sein muss! Und Durst nach Nachtigern! Und Einsamkeit!
Nacht ist es: nun bricht wie ein Born aus mir mein Verlangen — nach Rede verlangt mich.“

Ja mein Podcast ist eine Quelle der Lebenskraft für mich selbst und vielleicht jetzt auch für euch. Aber ich möchte betonen, dass es selbstverständlich sein sollte, was ich mache und mein Trieb zum Podcasten speist sich einfach aus dem Drang, nicht der Herde zu folgen, eigene Wege zu gehen durchs eisige Gebirge des Denkens.
Das ist meine Kälte, dass die anderen Sonnen in der Medienlandschaft für mich nicht leuchten und nur schales, langweiliges Flackern von ihnen ausgeht, sodass ich selbst produktiv werden musste, allein schon um selbst auch wieder bessere Podcasts genießen zu können als das was die Podcastlandschaft sonst so bietet.

Erwartet bitte keine Wunder von meinem Podcastwerk, es ist eben keine Milch, kein Labsal, sondern wird es erst wenn ihr es in euren Ohren dazu macht. Das heißt, wenn ihr meine Podcasts zu sehr vergöttlicht, dann tut ihr ihnen unrecht und überseht meine eigentliche Botschaft, dass nämlich gerade die Dunkelheit und das Unklare erforscht werden sollten und immer wieder unsere Neugier anstacheln, nicht das bekannte, wohlige Glück.
Der gesunde Menschenverstand ist eine Geisteskrankheit; ich widme mich lieber meinen eigenen, esoterischen Verrücktheiten, als in die Jauchegrube Twitter hinabzusteigen und dort bei den "Vernünftigen" mit zu diskutieren. Dasselbe erwarte ich von euch.

Um nicht wie Nietzsche zu enden, ist es jetzt wirklich höchste Zeit, meine Mitwelt in meine Gedankenausflüge einzubeziehen, der Mensch als soziales Tier braucht immer die Bestätigung und Anerkennung von anderen. Kommentiert gern auf der Podigeeseite und seid nicht zu zimperlich bei eurer Kritik.

von und mit Simon

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