Tischlein, deck dich!

Tischlein, deck dich!

#207 Kleinstadtnovelle [El Jadida, Marokko 🇲🇦]

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So, liebe Leute!

Hiermit begrüße ich euch im neuen Jahr und verspreche, dieses Jahr noch eine Schippe draufzulegen, um den Börsenwert meines Podcasts zu steigern.
Die Probleme sind die alten. Doch Verbindlichkeiten und Schulden werde ich durch redliche und stetige Arbeit tilgen. Ja, es sei zugegeben, es steht nicht optimal um Tischlein, deck dich, es gab schon mal fröhlichere Tage für den Podcast, beispielsweise ganz zu Beginn in der Ägäis, wo ich Folge eins aufnahm, die ich heute wieder erwähnte.

Das Besondere an der heutigen Folge ist die Lesung der brillanten »Kleinstadtnovelle« von Ronald M. Schernikau. Darin wird viel über Sexualität verhandelt, geschrieben wurde es um 1980 herum aus der Perspektive des 16-jährigen Schernikau.
Für die bourgeoise Lebenswelt ist scheißen gehen zwischen zwei Mahlzeiten unvorstellbar, dieses Zitat aus dem Buch wird in einer der nächsten Folgen fallen. Es versinnbildlicht perfekt die Feindschaft gegenüber jedem vernünftigen Materialismus, den die völlig idealistische Ideologie der Bourgeosie innehat. Für sie sind diese schmutzigen Dinge tabu, werden einfach ausgestrichen von der mentalen Landkarte, existieren nicht. So auch die Liebe, die auch materiell ist. Daher also kommt es, dass sie so einen schweren Stand in der heutigen Gesellschaft hat. Die Menschen sehnen sich zwar wie verrückt danach, viel mehr als in früheren Zeiten, aber erreichen sie immer weniger. Diese Dialektik aufzureißen und umzukehren wird nicht leicht, aber es ist aus meiner Sicht auch eine politische Aufgabe, der wir Kommunisten uns annehmen sollten.

Die Liebe ist ein Fremdkörper in der europäischen Kultur; deshalb floh ich in ein arabisch geprägtes Land.
Ich bin weiterhin frei verfügbar auf dem Liebesmarkt und warte auf die Gelegenheit, mich zu vervollständigen.

Ronald M. Schernikau: Kleinstadtnovell, Rotpunkt-Verlag, Berlin 1980


Ge-schlecht? Warum nicht: Gegut!

44:30 Castellano para Manita, mi pajarito peruano

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Hola, mi abejita peruana! Este será el último intento de recuperarte. Tú para mí eres la primera entre iguales como también Napoleón dijó de sí mismo. Y mira que siempre hay contradicciones en la vida: Napoleon coronandose como imperador aunque quiso defender la revolución francesa era basada en la igualdad. Como en el himno argentino dice: "Ved en trono a la noble igualdad".
Y bueno, mi abejita. La chica de Argentina que amé en mi juventud, obvio que pensé en ella; obvio que pensé en la mujer de Ucrania que me halagó por su manera de mirarme y hay otras en las que pensé y los que amé sólo en mis pensamientos, nunca avisándoles nunca dando ningún pasito. Pero son todos iguales, eso quise decir, amores iguales pero tú para mí eres la primera entre iguales y ojalá puedas perdonarme por las cosas que te molestaron y puedas cer que siempre te quise y quise seguir amandote.
Y bueno, Juanita, no hay nada mas que decir. Son todas iguales pero yo estoy dispuesto a enfocarme únicamente en ti y si tú no puedes creer eso y seguís juzgandome y condenandome entonces está bien. Está bien tal como está. Acá siguen cantando los muezzines, llamando a rezar, a alabar a Dios.
Pero mi dios es el amor y tal vez yo sea, puede serr que esté loco. Porque por un lado estoy anhelando, por otro huyendo de ese amor. Así me pasó con Cassiopeia, con Fiona y con todas. Pero no contigo porque nunca huyé de ti porque después de conocerte supe, o después de comprenderte y acariciarte supe que ese es el mejor arte, el amor real y no hace falta nada más. No hace falta viajar, ni a Argentina ni adonde sea. Pero el corazón es como un gran mar que es como inagotable, abarca todo y por eso suben del mar los ansías y los sueños de otros amores.

Pero son fantasmas, Juanita, creéme, que yo soy un pobre hombre sin ninguna direccion y ninguna alegria en la vida. Bueno, puede ser que mis escrituras y mis podcasts me alegran un poco. Pero no como tú, como una sonrisa tuya. Y ahora solo qui

#206 Das Ganze

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Rimbaud, Das poetische Werk, Matthes und Seitz, Schreckschräubchen

Dr- Mohamed Abdel Aziz,
Reise durch die Welt der arabischen Poesie, Band IV, Pausenapfel

Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra, Von den drei Bösen

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Liebe Leute,

Die letzte Folge war ja wild. Generell gab es viele Aufs und Abs in meinem Podcastleben. Herr Rohrbiss ist ja nur eine Fiktion, eine Persona, so wie auch Lana del Rey eine Maske ist, hinter der sich die bürgerliche Person Elizabeth Grant verbirgt. Aber wer kann schon sagen, was Schein und was Wahrheit ist? Wenn man so in seiner Rolle aufgeht wie Lana und als Person, die Kunst macht, als Kunstfigur also, etwas so Eigentümliches, Unverwechselbares und Charakteristisches darstellt wie sie, dann fühlt man dieses glanzvolle Kunstleben vielleicht als das eigentliche Leben, als das wirkliche Sein, neben dem die bürgerliche Existenz nur eine schale Maske der nützlichen Belanglosigkeit ist. Ich weiß es nicht und möchte keinesfalls andeuten, mich mit solchen weit entwickelten Künstlerpersönlichkeiten vergleichen zu können.

Meine Gedanken sind auf eine abschüssige Bahn geraten, ohnehin kann man im Leben ja selten steuern und rollt meistens grad so dahin, wie man angeschubst wurde.
Da muss man schon hart kämpfen, um überhaupt mal eine eigene Entscheidung zu treffen, neben den hundert fremden, denen man sich anpasst und fügt und sie assimiliert und bald als die eigenen ausgibt.

Jedenfalls werde ich jetzt nach Marokko reisen; nicht nach Argentinien, wie manche naseweise Hörer vielleicht schon mutmaßen mochten nach der letzten Folge.
Vor einer halben Stunde checkte ich in ein Hotel am Frankfurter Flughafen ein, von wo aus morgen früh zu unchristlicher Stunde mein Flugzeug abheben und den Bug Richtung Süden ausrichten wird.

Was ich mir von dieser Reise verspreche? Das ist ganz klar und steht für mich außer Frage; es ist dies das Einzige, was überhaupt zählt im Leben und ich habe mir vorgenommen, mir mit dieser Reise eine spirituelle Erfahrung zu schaffen, die mich emporkatapultieren wird in unerhörte Höhen der Erleuchtung. Und zwar möchte ich mir einfach antrainieren, mal ein bisschen ausdauernder zu sein wenn es daran geht, Blickkontakt zu halten oder aufzunehmen. Wie oft sehe ich im Alltag eine interessante Person - vorzugsweise eine Frau, sodass die erotische Komponente noch hinzukommt und die Neugier anstachelt - und schaffe es doch nicht, sie so anzublicken, wie ich es mir eigentlich wünsche. Wäre das nicht eine Grenzüberschreitung, eine Verletzung von Normen und Geboten? So mag man sich fragen; aber all diese Zweifel sind nur Rationalisierungen für die Feigheit. Somit bleibt als Ziel, gerade und ungeniert zu schauen, wenn auch nicht zu starren. Aber es wird ja wohl noch nicht verboten sein, mal genauer hinzuschauen und einen zweiten Blick zu wagen, wenn einem gewisse Merkmale und Eigenheiten auffallen, herausstechen und gar gefallen an einer wahrgenommenen anderen Person.

Damit ist der Rahmen klar skizziert. Ob ich neben diesem eigentlichen Anspruch und Gipfelziel auf der Reise auch noch Zeit haben werde, zu podcasten? Ich weiß es nicht, aber liebe Leute, macht ihr doch derweil Podcasts; vor allem euch Arbeiter in den Saftläden, Cafés oder Supermärkten und Bäckereien fordere ich auf, eure Talente zum Sprechen oder zu was auch immer zu entdecken und zu realisieren. Wenn man nicht gefordert wird, schrammt man dran vorbei, weil da nämlich gar kein Ziel ist, daher fordere ich euch ja und bekräftige mit klarer Stimme, dass, sollten aus den Kreisen meiner Hörer und Leser tatsächlich solche proletarischen Podcasts entstehen, ich mir diese gern und geduldig anhören würde.

Die heute gesendete Folge ist die letzte, die ich noch auf Lager hatte, somit halte ich endlich mal wieder nichts zurück, meine Hinterhand ist leer und ich erwarte euer Urteil oder eure Reaktionen.

Man stellt sich das Große immer als viel zu groß vor, dabei wäre doch schon

#205 Da wächst zusammen, was zusammengehört

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205

Lukian von Samosata: Wahre Geschichten

Interview Genie — Körper

Cassiopeia

Adorno & Horkheimer

Da wächst zusammen, was zusammengehört

SPD — Deutsche Sozialbourgeoisie

Althusser über die Praxis:




Bevor wir jetzt zu unserer Frage kommen, wollen wir noch die Etappen der klassischen Missverständnisse überspringen, wie sie uns eben [immer wieder] in den schlechten Zirkel der Ideologie zurückfallen lassen.
Wir bekommen in der Tat die Antwort auf unsere Frage ganz heiß serviert, in dem man uns, in der guten Sprache des Pragmatismus der „Evidenz“, sagt: Welcher Mechanismus, durch den die Produktion des Objekts der Erkenntnis die kognitive Aneignung des realen Objektes produziert? – aber das ist doch die Praxis! Dafür sorgt doch das Spiel des Kriteriums der Praxis! Und wenn dieses Gericht uns nicht satt machen sollte, dann ist man gerne dazu bereit, das Menü zu variieren und uns so viele Gerichte anzubieten, wie nötig sein werden, um uns zu satt zu bekommen. Man sagt uns: Die Praxis ist der Probierstein, die Praxis der Durchführung von wissenschaftlichen Experimenten, die ökonomische, politische, technische und [überhaupt] die konkrete Praxis! Oder auch noch, um uns davon zu überzeugen, dass dieser Antwort „marxistisch“ ist: Es ist die gesellschaftliche Praxis! Oder auch, damit „die Sache Gewicht bekommt“, die gesellschaftliche Praxis der Menschheit, wie sie abermilliardenmal während tausender Jahre wiederholt worden ist. Oder man servierte uns auch noch den unglücklichen Pudding von Engels, der aus Manchester jenes alimentäre Argument bezogen hatte: „The proof of the pudding is in the eating." (MEW 22, 296)

https://www.helle-panke.de/kontext/controllers/document.php/661.6/9/f93.pdf&usg=AOvVaw2E0fyjqnrxxBUeGTskAF1C&opi=89978449

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Grußworte

Gern gesehenes Publikum, liebe Leute, verehrte Volksmassen, geliebte Arbeiterklasse!



Euch fällt die Aufgabe der Revolutionierung der Welt zu! Ihr als Arbeiter haltet den Schlüssel zum Glück in Händen, nämlich die Arbeit. Jetzt müsst ihr nur noch die politische Macht erringen und schwupps, wird das Leben auch wieder mehr Sinn und Spaß machen als in der heutigen knechtenden Unterordnung unter die Knute des Bourgeois.

Vielleicht bewundert ihr mich für meinen Sprechreichtum und mein Formulierungstalent. Aber nein; ich bewundere doch euch! Für eure stetige, unermüdliche Arbeit. Die Arbeiterklasse, jenes Gemisch der verelendeten, zerlumpten oder auch in Hemd und Sakko ausgebeuteten, erschöpften Werktätigen, trägt in sich den Keim der Befreiung der Welt und der Abschüttelung aller Ketten. So elend wie heute kann es nicht für immer bleiben. Am Horizont der Geschichte lockt die Übernahme der Macht durch das Proletariat. Die Erlösung ist nahe.


Bis dahin aber sind wir ja nun mal leider gezwungen, unter den unwürdigen Umständen der Lohnsklaverei zu arbeiten. Vielleicht kann euch mein bescheidenes Produkt dabei helfen, diese Podcastfolge ist nur rund eine Stunde lang, aber ich bin recht stolz auf die Episode und sehe sie als ein Glanzstück. Allerdings zeigt sie mir auch, wo gewisse Grenzen meiner Kunstkonzeption liegen. Ich bin nun etwas in Eile, kann euch daher nicht mehr sagen, weil ich bald verreise und noch packen muss. Also hört die Folge, lebt wohl und bis zum nächsten Jahr dann! Tischlein, deck dich wird sich im neuen Jahr daran messen, ob es endlich wirklich gelingt, »alles richtig reinzuschieben«, das heißt genug Zeit für die Podcastproduktion einzuplanen und somit in der Lage zu sein, mindestens jede Woche eine der heutigen vergleichbare Folge abzuliefern. Bis dahin ist es noch ein langer Weg, der mich quer durch das Feld der Selbstzeifel, Prüfungen und Versuchungen führen mag, aber am Ende wird doch wieder ein voll gedeckter Tisch stehen und es wird im neuen Jahr der beste Tischlein, deck dich aller Zeiten produziert werden.

#204 Grotta del Ciclope

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Friktion
Maneuvering

Grotta del Ciclope

Roberto Bolaño schrieb:

El arte forma parte de la historia particular mucho antes de que sea parte de la histpria unoversal o de la historia del arte.

Die Kunst ist Teil der partikularen Geschichte sehr viel früher als sie Teil der Universalgeschichte oder der Kunstgeschichte wird.

So ergeht es mir mit »Imperialismus«. Es ist Teil meiner persönlichen Geschichte; ob es jemals Teil der Literaturgeschichte werden wird, steht in den Sternen und im Moment möchte ich dieses Werk momentan ja auch lieber zensieren, nach einigen negativen Rückmeldungen.
Aber nicht alle meine Werke werden für immer zensiert bleiben, irgendwann wird doch mal wieder was nach draußen sickern.

http://www.zeno.org/Philosophie/M/Epiktet/Handbüchlein+der+stoischen+Moral

Wie man die Fassung behauptet.
IV. Wenn du an ein Geschäft gehen willst, so erinnere dich beiläufig, wie das Geschäft beschaffen sei. – Wenn du zum Baden gehst, stelle dir vor, was im Bad zu geschehen pflegt, wie sie einander mit Wasser spritzen, einander stoßen, schimpfen und bestehlen. So wirst du mit größerer Sicherheit zu Werk gehen, indem du dabei alsbald zu dir selbst sprichst: Ich will jetzt baden, zugleich aber auch meinen[21] der Natur gemäßen Grundsatz festhalten. Und so bei jedem Geschäfte. Auf diese Weise wirst du dann, wenn dir beim Baden etwas in den Weg kommt, sogleich den Trost bei der Hand haben: Ich wollte ja nicht dieses allein, sondern auch meinen naturgemäßen Grundsatz festhalten. Ich werde ihn aber nicht festhalten, wenn ich mich über das Vorgefallene ärgere.

Jacques Lacan, Das Seminar VI, Das Begehren und seine Deutung, S. 229, Kommentar des Falles von Ella Sharpe, »Das Bild vom umgedrehten Handschuh«.

»There was a young lady from China
Who mistook for her mouth her vagina.
Her clitoris huge, she covered with rouge
And lipsticked her labia minor.«

Lana del Rey — Your girl https://www.youtube.com/watch?v=RqkbXcKxgvk

#203 Gespräch mit dem nordkoreanischen Grenzbeamten 🇰🇵

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203 Botschaft der Brüderlichkeit

Jacques Lacan, Das Seminar III, Die Psychosen, Turia + Kant, S. 157 unten

Marlon Grohn, Kommunismus für Erwachsene, S. 140

Gespräch mit dem nordkoreanischen Grenzbeamten

»Zur Heimat erkor ich mir die Liebe«, so dichtete die deutsche Poetin Mascha Kaléko. Und hiermit möchte ich das ebenso für mich festhalten und bekräftigen. Mag auch die letzte Folge zensiert worden sein, diesmal mache ich mit einer neuen Lesung von »Imperialismus« weiter, meinem in diesem Sommer begonnenen Romanversuch.
Mögen auch noch so viele Enttäuschungen kommen, welche die Täuschung offenbaren, der man sich als Liebender nur zu gerne hingibt, aber ich möchte Manita und Lilaya weiter idealisieren und mich an die schönen Stunden erinnern, die wir gemeinsam verbrachten und an die verpassten Momente, die vergeudeten Chancen, reinen Tisch zu machen und ehrlich zu sprechen. Gern würde ich mich ja entlieben. Das geht sicherlich auch, auf die Dauer. Ob es dazu so richtig war, dieses Werk, den Romanversuch, abzubrechen und meine Produktivkraft neu und woanders zu investieren? Ich weiß es nicht. Es fühlt sich aber an, als könne man überall nur die gleichen Fehler wiederholen. Ich will nicht sentimental werden.
Aber Lila hatte dieses Wort Imperialismus erwähnt bei einer unserer Unterhaltungen, und sie war es auch, die mich mit ihrem Imperialismus der Blicke an sich zog und so fest an sie schnürte… sodass ich mich dazu hinreißen ließ, mit meinem Imperialismus der Podcastveröffentlichungen zu antworten.
Wie in »Imperialismus« geschrieben, ist der Trick des Kapitalismus, es so erscheinen zu lassen, als könnten wir uns durch Konsum von Waren mit anderen Menschen verbinden. Die Konsumfreude ist ein schaler Ersatz für die soziale Wärme und das Leuchtfeuer, das in uns entzündet wird im Austausch mit anderen lebendigen Wesen.
Ja, mein Podcast ist auch eine Art Ware, und ich habe sie fetischisiert, wollte hierin, im Podcast glänzen, statt zu erkennen, dass mir der wahre Ruhm und die bleibende Anerkennung nur durch eure geliebten Augen und Münder zuteil werden kann, Lila und Manita. Aber statt das Gespräch zu suchen und euch klar zu machen, wie sehr mir daran läge, mit euch zu reden und eine gemeinsame Harmonie zu finden, habe ich einfach immer weiter gepodcastet und mich meinem lasterhaften Leben hingegeben. Aus Angst, was passieren könnte, sollte ich zulassen, ganz in diese vorgestellte Liebe zu stürzen, sodass mich dieses Glück überwältigen müsste, das mir aus euren Augen und Gesichtern als Verheißung entgegenstrahlte.
Es tut mir so leid mit der Flut oder Lawine an Podcasts für Lila; spätestens mit Folge 150 war der Bogen wohl überspannt und ich verfing mich in der Wiederholung des immergleichen Aufnahmerituals. Mir behagte es eben nicht, den ersten Schritt tun zu müssen oder sollen, das wollte ich damit zum Ausdruck bringen. Dass ich es einfach nicht sehr angenehm finde, dieser Rolle ausgesetzt zu sein und von einer Frau signalisiert zu bekommen, dass sie ihre Gunst und Zuneigung »gewährt«, ich sie mir also gleichsam erarbeiten und verdienen muss. Das schien mir abstoßend und wenig geeignet als Ausgangsgrund der Liebe.
Wie dem auch sei. Was ich vielleicht bräuchte, wäre, dass eine Frau mir sagt, sie höre keine Podcasts, sei daher nicht interessiert an meinem auditiven Produkt. Denn ja, wahrscheinlich träumte ich immer davon, hierin all meine Energie zu legen, um dafür bewundert und geliebt zu werden; dabei kommt es in der Liebe doch auf anderes an als auf große geistige Leistungen, vielleicht eher auf Mut, Ehrlichkeit, Zutrauen und Beharrlichkeit. Aber da kenne ich mich nicht aus, habe ja keine Bong Seon.

Bitte seid mir nicht böse, Lila und Manita, ich liebe euch, will aber diese Liebe unterdrücken, so es nötig ist, um nur mit euch befreundet zu sein, so ihr dies wünscht.
Zum Abschluss kopiere ich noch zwei Gedichte der deutschen Dichterin Mascha Kaléko und den vorgelesenen Auszug aus meinem Romanversuch.

#201 Turgeszenz

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201 (-4 Remake)

»Wir sind große Narren. 'Er hat sein Leben in Müßiggang hingebracht', sagen wir; 'heute habe ich nichts getan.' Wie das? Haben wir nicht gelebt? Das ist nicht nur die grundlegendste, sondern auch unsere vornehmste Tätigkeit«

Michel de Montaigne

Robert Pfaller — Wofür es sich zu leben lohnt, S. Fischer Verlag, Frankfurt 2014, Kapitel 7 »Über den Neid«.

Girl that got Away - Lana del Rey

Come back baby, come back to me
I'll be in my sundress watching TV
I've been missin' you
Have you been missin' me?
Thinkin' 'bout your loving
Babe, loving, sweet, sweet
Come back sugey, come back to me
Fix me up a mixed drink, Bacardi
I'll put on your favorite
Dress and we'll party
Take a drive, kiss, kiss by the sea
You don't have to say
That I'm the girl that got away
Come back honey, don't be so mean
Come back to your trailer
Come see your queen
You been missin' out, pe-peaches and cream
Dreamin' 'bout your dolly
Sweet dolly, dream, dream
You bad baby, dumb as can be
Who could you find be-be-better than me?
I've been missin' you, you been missin' me
Thinkin' 'bout your sugar sweet ca-candy
You don't have to say
That I'm the girl that got away
Come on over, pretty baby
What, you make your mommy crazy?
Come on over, pretty baby
What, you make your mommy crazy?
I want my cake and I wanna eat it too
I wanna be friends, be in love with you
Go out on weekends, party it up, boo
Back the way it was, a summer of love
I been drinkin' Jack and Coke a lot
Suckin' on my lollipops
Listenin' to my hard rock mu-mu-mu-music
Thinkin' 'bout you quite a lot
Smokin' all my cigarettes
Missin' what we used to got
You you you you kid
Won't you come home to me now, babe?
I've been holding it down
But I'm losin' my ground
Won't you come home to me now, babe?
I'm a strong babydoll but I want you around

#200 Alles für die Masse

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200 Grohn und Marx

Fakt des Tages: Es gibt immer genug zu reden


Heute wieder einmal vorgelesen:

Marlon Grohn — Kommunismus für Erwachsene

Zitat S. 125

Das kindliche Bewusstsein ist noch kein ganzes, es ist momenthaft, launisch, nur vereinzelt schon entwickelt, kurz: noch fragmentarisch. Das Festhalten an diesem Bewusstsein im Erwachsenenalter besiegelt die Unmündigkeit, deren Ausdruck nahezu all jene Formen sind, die die autonome Emanzipations-Kultur ausmachen (vom letzten Einhorn über die Romantik von Tocotronic-Songs bis hin zu allgemeinen Slogans gegen die Erwachsenenwelt). Das Kind weiß noch nicht, was es bedeutet, erwachsen sein zu können. Das Kind sieht sich auch nicht als schon in Entwicklung begriffenen Erwachsenen, sondern stets als Kind.
Kindisch bedeutet, man will allles oder gar nichts; den fertigen Kommunismus oder den Untergang in der Barbarei, dazwischen ist nichts. Die Hände sollen so sauber bleiben wie die Theorie frei von Realität. Man will von Frankfurt (Kapitalismus) nach Hamburg (Kommunismus), aber wenn der Zug (Revolution) nur bis nach Bremen (Realsozialismus) fährt und man von da aus selber sehen muss, wie man weiterkommt, möchte das Kind lieber gar nicht mehr fahren und stattdessen zuhause bleiben, wo ihm aber das Haus (Existenz innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft) unterm Hintern zusammenbricht. Das ist entweder gnadenlose Dummheit oder eben — und das ist zu befürchten — der Beweis dafür, dass das kindische, i.e.: herrschaftskritische Individuum in Wirklichkeit gar nicht auf die Reise gehen will: Wer in der Wüste verdurstend nicht nach dem angebotenen Glas Wasser greift, weil er lieber Limonade hätte, ist nicht mehr zu retten. Und unsere Welt, das ist diese Wüste — wer anderes annimmt, ist Romantiker, der von seinen kindlichen Illusionen über die Beschaffenheit der Welt einfach nicht abrücken will.

Zitat Ende


Zweiter vorgelesener Abschnitt von Grohn:



S. 131

Die Herrschaft Mensch über Mensch wurde optimiert zur Herrschaft Klasse über Klasse, vermittelt durch Gesetze. So lassen sich selbst bei sorgfältigster Suche keine Einzelverantwortlichen für die Gesamtmisere mehr finden.
Mitgliedern der herrschenden Klasse ermöglicht das, sich mit Weiterleitung an den nächsten Erfüllungsgehilfen der Bourgeoisie oder eben an die Justiz aus der Affäre zu ziehen.
Aber die Herrschaftskritiker antibolschewistischen Zuschnitts interessiert das nicht. Sie verbleiben in der klassisch idiotischen Vorstellung, es ließen sich einzelne Kapitalisten als Individuen liquidieren und damit sei die Macht beendet. Man muss die Kapitalisten aber als Klasse liquidieren, was ersteres natürlich einschließt, aber als bloß notwendige, nicht hinreichende Bedingung. Man kann natürlich alle Kapitalisten eines Landes erschießen. Der Kapitalismus liefe dann aber trotzdem weiter wie gehabt. Man kann andererseits die sozialistische Parteiherrschaft etablieren udn ein Gesetzeswerk errichten, welches das Treiben der Kapitalistenklasse verbietet, sie gleichzeitig enteignen und einzelne ihrer Vertreter in Haftanstalten überführen. Das ist dann die hinreichende Bedingung für die Beendigung der Kapitalistenherrschaft.
Es ist aber innerhalb der irrigen, durch und durch romantischen, also sich selbst fortwährend täuschenden und in Naivität haltenden Logik der Herrschaftskritik schlüssig, dass man nichts davon wissen will, inwiefern und warum es in bürgerlichen Gesellschaften eine Herrschaft der Gesetze gibt, die im Interesse einer Klasse existieren und letztlich eine Form von Klassenherrschaft ausmachen, welche schon qua bloßer Existenz der bourgeoisen Klasse und ihrer Verwaltungsmechanismen nebst den Mitteln der sozialen Gewohnheiten ihr Vorhandensein zementiert.
Es ist dann auch nur konsequent, wenn Anarchisten nicht die Klasse bekämpfen, sondern einzelne Menschen, wie das von RAF, Polizistenverprüglern und sonstigen Autonomen ja hinlänglich bekann

-12 »Wer zum Schwert greift, wird durchs Schwert umkommen«

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-12 »Wer zum Schwert greift, wird durchs Schwert umkommen«

Matthäus 26, 52




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Wolfang Schernikau: Die Tage in L., Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2001,

S. 11, Zitat von Heinrich Mennicken, dem ersten Kapital vorangestellt:

»alles ist ständig in bewegung, jeder interessiert sich für alles und zwar ständig. alle sind kleine kinder, die ständig ihre sweeties naschen und mit kleinen plastikdinosauriern spielen. wenn man ein buch richtig herum halten kann, gilt man als intellektuell, und wenn man es lesen kann als autor. wer arm ist schämt sich und wer reich ist schaut gerne dabei zu who gives a fuck anyway.«

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S. 14:

»die innenansicht des westens heißt schweigen, das ist das problem. wer wissen will, was der westen denkt, muss sich dümmer stellen als er kann. wenn manches zu schaffen ist, wie soll aber der stillstand dargestellt werden? schon ein satz bewegt sich ja von einem buchrand an den anderen.

ich habe an reaktionären immer bewundert, dass sie aufhören zu reden, wenn ihnen etwas nicht passt. das bestehende braucht keine münder. reden ist argumentieren, überzeugenwollen, nerven.«



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S. 106

»ich habe nicht den eindruck, dass michail gorbatschow den genossen von der humanité sich verständlich machen kann auf die frage nach den verhältnissen in den sowjetischen betrieben. — natürlich bekommt erich honecker einen lang anhaltenden ehrlichen beifall, wenn er dem weltgewerkschaftskongress von den sozialen errungenschaften der ddr erzählt. aber begreift der ddrzuschauer, warum der kongress zu selbstverständlichkeiten applaudiert und begreifen die applaudierenden, warum da noch etwas weiteres ist hinter den vielen billigen wohnungen und den paradiesischen rechten am arbeitsplatz?«

(was ist dieses weitere? sozialismus= frieden, arbeitermacht, wissenschaftlicher fortschritt?)

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Ich befand mich bei der Aufnahme noch im Unklaren darüber, ob ich die vergangenen Folgen veröffentlichen sollte und äußerte meine Zweifel. Die Publikation ist jetzt ja aber geschehen und die Novembercasts werden weiter unter der Decke bleiben, entgegen meiner Ankündigung.


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Lyrik der BRD

Es ist ein wirres Land
Das ebensolche Lyrik hervorbringt
Mir hängt keine Schuld an
Ich bin das Produkt der Gesellschaft
Und so schreibe ich,
Unverfroren
Erbittert und verwirrt
Wie die BRD eben



Lyrik der brd

Wenn das mal kein erfolgsrezept ist
Ich streife jede individuelle verantwortung ab
Mein leben ist deformiert
Vom unsozialistischen Unrechtsregime
Des Liberalismus
Und mein schreiben
Gibt auskunft davon
Mehr nicht
Aber jedenfalls
Beanspruche ich

Keinerlei autorschaft
Sondern übertrage
Alle rechte der brd

Oh mutterleib
Der mich hervorbrachte
Und nährte
In dir leb ich
Vergeh und sterb ich irgendwann
Du bist mein und ich bin dein
Brd - ein Hoch auf dich
Und darauf, dass du so scheiße imperialistisch bist

Und durch das wunder deiner unvollkommenheit
Mich vergessen lässt
Was an mir selbst imperfekt ist
Wenigstens bin ich nicht so ein schlechter mensch
Wie adenauer oder kohl
Dass ich ein imperiales Staatswesen gezeugt hätte
Meine erzeugungen fließen aus dir heraus, brd

Ich nahm nur, was ich vorfand
Und das war nicht sehr appetitlich



—den unteren Teil zensierte ich beim Vorlesen—

Wenn ich was rieche
Einen alten Lappen oder Socken
Oder die Spuren zahlloser Gerüche und Genüsse
An einem Teppich
Dann werd ich ganz wild
Reite wie auf einer sexuellen Welle
Ganz erbost und aufgeregt
Lüstern und wahllos begierlich
Oh ja… dies tut so gut
Dieser Geruch
kündigt ein fernes Reich an
Voll Zucker, honigsüßen Erfüllungen
Genüssen bislang unbefriedigter Wünsche



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-11 »Das Volk, das sich nicht anerkannt findet, muss dieses Anerkanntwerden produzieren, durch Krieg oder Kolonien.«

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-11

Bewusstseinszustand

Deckmantel der Privazität

Diejenigen, auf die’s ankommt, wissen bescheid.
Der Kontext sagt alles.

Reise nach Jerusalem

»Wer selbst nichts gilt, lässt ungern andere gelten.« (Goethe)


»Das Volk, das sich nicht anerkannt findet, muss dieses Anerkanntwerden produzieren, durch Krieg oder Kolonien.« (Hegel)

Über diesen Podcast

Liebe Hörer*innen,
warum braucht es noch einen Podcast?
Vor allem wollte ich dem ersten Artikel der amerikanischen Verfassung gerecht werden, wie er von Adam Curry formuliert wurde: You shall not make bad TV.
Es sollte unser erster Anspruch sein, mal ein besseres, unterhaltsameres Medienangebot bereitzustellen, denn was sonst so in den Massenmedien stattfindet, ist für mich nicht akzeptabel und schädigt mich immer weiter, indem es meine innere revolutionäre Kraft hemmt und uns einhämmern will, es gäbe keine Alternative zum Gegebenen, Revolution sei verboten…

Friedrich Nietzsche brachte wohl das zwiespältige Gefühl, meine Gedanken mit mehr Menschen teilen zu wollen, im Nachtlied des Zarathustra am besten auf den Punkt: 
„Nacht ist es: nun reden lauter alle springenden Brunnen.
Nacht ist es: nun erst erwachen alle Lieder der Liebenden. Und auch meine Seele ist das Lied eines Liebenden.
Ein Ungestilltes, Unstillbares ist in mir, das laut werden will. Eine Begierde nach Liebe ist in mir, die redet selber die Sprache der Liebe.
Licht bin ich: Ach dass ich Nacht wäre! Aber dies ist meine Einsamkeit, dass ich von Licht umgürtet bin.
Ich lebe in meinem eignen Lichte, ich trinke die Flammen in mich zurück, die aus mir brechen. 
Ich kenne das Glück des Nehmenden nicht und oft träumte mir davon, dass Stehlen noch seliger sein müsse als Nehmen.
Das ist meine Armut, dass meine Hand niemals ausruht vom Schenken; das ist mein Neid, dass ich wartende Augen sehe und die erhellten Nächte der Sehnsucht.
Wer immer austeilt, dessen Gefahr ist, dass er die Scham verliere; wer immer austeilt, dessen Hand und Herz hat Schwielen vor lauter Austeilen.
Viel Sonnen kreisen im öden Raum: zu allem, was dunkel ist, reden sie mit ihrem Lichte — mir schweigen sie.
Unbillig gegen Leuchtendes im tiefsten Herzen, kalt gegen Sonnen — so wandelt jede Sonne.
Einem Sturme gleich wandeln die Sonnen in ihren Bahnen. Ihrem unerbittlichen Willen folgen sie, das ist ihre Kälte.
O ihr erst seid es, ihr Dunklen, ihr Nächtigen, die ihr Wärme schafft aus Leuchtendem! O ihr erst trinkst euch Milch und Labsal aus des Lichtes Eutern!
Nacht ist es: ach, dass ich Licht sein muss! Und Durst nach Nachtigern! Und Einsamkeit!
Nacht ist es: nun bricht wie ein Born aus mir mein Verlangen — nach Rede verlangt mich.“

Ja mein Podcast ist eine Quelle der Lebenskraft für mich selbst und vielleicht jetzt auch für euch. Aber ich möchte betonen, dass es selbstverständlich sein sollte, was ich mache und mein Trieb zum Podcasten speist sich einfach aus dem Drang, nicht der Herde zu folgen, eigene Wege zu gehen durchs eisige Gebirge des Denkens.
Das ist meine Kälte, dass die anderen Sonnen in der Medienlandschaft für mich nicht leuchten und nur schales, langweiliges Flackern von ihnen ausgeht, sodass ich selbst produktiv werden musste, allein schon um selbst auch wieder bessere Podcasts genießen zu können als das was die Podcastlandschaft sonst so bietet.

Erwartet bitte keine Wunder von meinem Podcastwerk, es ist eben keine Milch, kein Labsal, sondern wird es erst wenn ihr es in euren Ohren dazu macht. Das heißt, wenn ihr meine Podcasts zu sehr vergöttlicht, dann tut ihr ihnen unrecht und überseht meine eigentliche Botschaft, dass nämlich gerade die Dunkelheit und das Unklare erforscht werden sollten und immer wieder unsere Neugier anstacheln, nicht das bekannte, wohlige Glück.
Der gesunde Menschenverstand ist eine Geisteskrankheit; ich widme mich lieber meinen eigenen, esoterischen Verrücktheiten, als in die Jauchegrube Twitter hinabzusteigen und dort bei den "Vernünftigen" mit zu diskutieren. Dasselbe erwarte ich von euch.

Um nicht wie Nietzsche zu enden, ist es jetzt wirklich höchste Zeit, meine Mitwelt in meine Gedankenausflüge einzubeziehen, der Mensch als soziales Tier braucht immer die Bestätigung und Anerkennung von anderen. Kommentiert gern auf der Podigeeseite und seid nicht zu zimperlich bei eurer Kritik.

von und mit Simon

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